Eine Wintergeschichte - Kinderyoga

Eine Wintergeschichte - Kinderyoga

Eine Wintergeschichte - Kinderyoga

Es ist ein bitterkalter Wintertag. Der alte Mann beschliesst in den Wald zu gehen um Holz zu hacken. Er zieht die warme Winterjacke an, die wuschelige Wollmütze und warme Handschuhe. Er greift zu seiner Axt und ruft seinen kleinen Hund: “Wuff, Wuff”, antwortet der. Gemeinsam gehen sie hinaus in den kalten Wintertag, mitten in den Wald hinein. Während sie so unterwegs sind, verliert der alte Mann seinen wollenen Handschuh. “Wuff, Wuff”, ruft der kleine Hund. Ich glaube er wollte dem alten Mann etwas sagen…..
Der geht jedoch weiter, ohne etwas bemerkt zu haben. Kurze Zeit später kommt die kleine Maus vorbei. Sie sieht den Handschuh und denkt sich: “Was für ein schönes, warmes Haus. Es hat genau meine Grösse” - und schlüpft hinein.

So beginnt die Geschichte vom verlorenen Handschuh, der nachher so viel mehr ist als nur ein einfacher Wollhandschuh.

Die Kinder im Kinderyoga sitzen gespannt im Kreis, hören der Geschichte zu und stellen dann die Figuren der Geschichte in Yoga Positionen (Asanas) nach. Sie werden dabei in ihrer Phantasie zur Maus, zum Baum, zum kleinen Hund, der so viel aufmerksamer beobachtet hat, als der alte Mann selbst. Sie lernen die Angst oder Anspannung wegzublasen mit dem Mut-Atem, wenn es in der Geschichte spannend wird und Mut braucht. Es gibt Raum im Kinder Yoga für grosse und kleine Fragen wie: Wie ist es möglich, dass der Bär, der Hase & der Fuchs eine kalte Winternacht tatsächlich friedlich im gleichen Raum verbracht und sogar geschlafen haben, ohne sich an die Gurgel zu gehen? Wieviel Vertrauen das wohl braucht? Wo brauchen wir im Alltag, in der Schule, im Kindergarten Vertrauen in uns selbst? Und, braucht es nicht auch für uns viel Mut um loszulassen, zu vertrauen?

Im Kinderyoga vermittle ich mit viel Kreativität und Spass die klassischen Grundlagen des Yoga. Wir verwandeln Yogapositionen in Tiere, phantastische Wesen oder geometrische Formen. Wir begeben uns auf Phantasiereisen und erfahren dabei unsere Kraft, unseren Mut und stärken die Konzentration. Durch einfache Pranayama (Atemübungen) erfahren die Kinder mehr über ihren Körper, und ihre Gefühle und schulen ihre Wahrnehmung und Achtsamkeit.

Kinderyoga fördert spielerisch die körperliche und geistige Entwicklung. Der fliessende Wechsel von Anspannung und Entspannung fördert die Durchblutung und steigert die körperlichen Abwehrkräfte. Die Muskeln werden stärker und elastischer. Kinderyoga fördert Haltung und Motorik. Muskeln und Gelenke werden gedehnt, gekräftigt und entspannt. Meditations- und Achtsamkeits- Übungen fördern ihre Konzentration. Darüber hinaus bekommen die Kinder mehr Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, wenn sie neue Yoga Asanas meistern oder die Balance halten können. Kinderyoga macht mutig, stark und sicher. Es gibt den Kindern einen Raum spielerisch mit ihrer Kraft, Balance und dem Atem umzugehen und ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Die Yoga Asanas steigern die physische Koordination und räumliche Orientierung, sowie Fokus und Konzentration. Entspannungsübungen und Fantasiereisen regen Kreativität und freie geistige Entfaltung an und entspannen den überstimulierten Geist. Sie verhelfen zu mehr Ausgeglichenheit, besserem Schlaf und geben dem Kind Mittel an die Hand, die eigenen Emotionen und Energien über den Atem zu regulieren. Wie oft bitten wir unsere Kinder sich zu beruhigen, wie wenig bringen wir ihnen bei WIE sie sich beruhigen können. Yoga unterrichtet dieses WIE.

Eine Kinderyoga Stunde folgt in der Regel einem gewissen Rhythmus. Dieser gibt den Kindern ein Gefühl von Sicherheit und ermöglicht es Ihnen tiefer zu entspannen und einzutauchen in die Stunde.

Zu Beginn verbinden wir uns über einfache Achtsamkeits-Techniken mit uns Selbst, kommen an im Raum und im Körper und finden für einen Moment innere Ruhe. Wir nehmen Emotionen und Energien wahr die auftauchen und tauschen uns darüber aus, wenn die Kinder das Bedürfnis haben. Die Verbindung nach Innen ist immer die Grundlage für nahrhafte Verbindungen zur unserer Umwelt und den Menschen um uns herum.

Der Atem ist im Yoga das wichtigste Mittel unsere Energien und Emotionen zu harmonisieren. Im Kinderyoga lernen die Kinder über einfache Atemtechniken die unterschiedlichen Qualitäten des Atems. Wie fühlt er sich an, wenn er ganz sanft über die Haut streicht, die Feder in Bewegung bringt - und wie, wenn er fest bläst, wie ein heftiger Wintersturm? Was ist der Unterschied in der Qualität, und wie kann ich Lernen über den Atem meine eigene Energie und meine Gefühle zu steuern? Wieviel mehr Klarheit und Fokus hat mein Kopf nach nur 5 tiefen, beruhigenden Atemzügen? Diese Möglichkeit der Selbstregulation ist ungeheuer hilfreich für die Kinder im Alltag, in der Schule, bei der Kommunikation mit Freunden, in Konflikten.

Der Hauptteil der Stunde besteht aus viel Bewegung. Wir treffen im Sonnengruss unsere Freunde, Yogi den Hund, Shanti die Katze, Flip den Frosch. In der Bewegung trainieren wir, Flexibilität, Kraft und Balance im Körper. Versuchen Atem und Bewegung in Einklang zu bringen. Im Anschluss steht die Yogageschichte meist im Zentrum und bringt immer eine Reihe an Yoga Positionen und neuen Erfahrungen mit sich.

In der Meditation verbessern die Kinder ihre Aufmerksamkeit, lernen sich auf eine Sache für eine längere Zeitspanne ganz zu fokussieren.

Savasana, die Entspannung am Ende der Stunde, ist begleitet von Musik, meditativen Geschichten, und gibt den Kindern die Möglichkeit, das Loslassen ganz tief im Körper zu verankern.

Aber was passiert denn nun mit der kleinen Maus im Handschuh?

Nur kurze Zeit später kam der Frosch herbei. Es hatte mittlerweile begonnen zu schneien und wurde immer kälter…. Wie der Frosch die kleine Maus im Handschuhe erblickt, ruft er unwillkürlich:”Was für ein schönes, warmes Haus! Hast du noch Platz für mich?” - Was meint ihr?, frage ich in die Runde. “Der Handschuh ist ja nicht so gross, meint ihr es gibt noch Platz für den Frosch?” Die Antworten der Kinder sind oft sehr unterschiedlich. Der Frosch hat vermutlich noch Platz im Handschuh, meinen die meisten. Doch nicht lange danach kommt der Hase vorbei gehoppelt und bittet um ein Plätzchen im warmen Haus. Werden die Tiere zusammen rutschen und ihn reinlassen? Und den Fuchs? Und das Wildschwein mit den grausigen Hauern? Es schneit mittlerweile dichte Flocken und ist bitterlich kalt - da kommt der Bär daher gelaufen. Was nun? Ein Bär im Handschuh??

Das wunderschöne an dieser Geschichte, die eine so schöne Parabel des Teilens ist, ist, dass der Handschuh magischerweise immer grösser wird, je mehr Tiere um Einlass bitten. Je mehr wir zusammen rutschen und unsere Wärme, unser Essen unser Pausenhof Spiel - was auch immer es im alltäglichen Leben ist - mit Anderen teilen, desto mehr ist für alle da! Das hat schon etwas von einem Wunder.

Die Kinder spitzen die Ohren und ich sehe es arbeiten in ihren Köpfen. Wo gibt es bei euch einen Moment, wo ein Kind mitspielen wollte und euch war der Gedanke zunächst gar nicht so angenehm? Wo wolltet ihr den warmen Mantel lieber alleine haben? Und wird es nicht manchmal extra lustig, wenn es ganz anders läuft als geplant aber wir einem Kind, einem Erwachsenen, jemand der gerade traurig oder alleine ist eine Chance geben, dabei zu sein. Mitzumachen. Sich eingeladen zu fühlen. Den Tisch länger werden zu lassen. Die Türen unseres Hauses zu öffnen. Das Kind, dass alleine am Rand vom Pausenplatz ganz verloren steht, einladen mitzuspielen.

Das ist für mich der wichtigste Moment in meinen Yogastunden. Wenn Yoga Philosophie von der Matte mitten in den Alltag getragen wird und die Welt ein kleines bisschen liebevoller, wärmer und friedlicher macht. Ein Kind, einen Mensch um den anderen. Die Kinder hören ein letztes Mal ganz bewusst die Klangschale erklingen. Ihr Atem, ihre Körper sind so viel gelassener & ruhiger als zu Beginn der Stunde. Sie sitzen ganz still, bis der letzte Ton verklungen ist.

Das Gute in mir sieht das Gute in dir.
Namasté

Die Kinder stehen auf, rollen ihre Matten zusammen und werden von ihren Eltern abgeholt.

Das im Körper erlebte, die Geschichte und die körperliche Erfahrung des Teilens aber nehmen sie mit.

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